[Einleitung]
Ein interessantes Experiment, Autismus, oder einfach Irrsinn oder Quatsch? Keine Ahnung, ich werde es wohl sehen, dachte ich mir. Wobei? Als ich den DVD-Titel „Stillstehen“ von Regisseurin Elisa Mishto von 2019 in den Händen hielt. In den führenden Figuren sind zu sehen Katharina Schüttler und Martin Wuttke ebenfalls Natalia Belitski sowie Luisa-Céline Gaffron und Juliane Elting. All das hier geschah nach einem Drehbuch der Regisseurin Elisa Mishto. Blickpunkt Film schrieb dazu „Junge Frau entzieht sich dem Leben durch totales Nichtstun, bis ihr Erbe aufgebraucht ist. Satirisches deutsches Kinodrama.“ – Ich war gespannt und überzeugte mich selbst.
[aartikel]B088BBPF8P:left[/aartikel][Kommentar]
Es gestaltete sich als überraschend schwierig für mich irgendeine Form von Identifikation mit der Hauptperson aufzubauen, vielleicht macht das dann auch den Film schwieriger zu verstehen. Ich denke, ich habe das alles weitgehend geblickt und die Kritik an eigensinnigem Egoismus eines Aussteiger-Typus’ sowie die Tatsache, dass es sehr schwierig sein kann, sich in seinem, im Leben zurechtfinden. Dennoch ist mir in dieser Hinsicht die Satire ein wenig zu wenig sich selbst. Zu wenig Satire bedeutet hier auch eine fehlende Akzeptanz, was das Sehvergnügen spürbar reduziert.
„Stillstehen“ hat einige witzige Ansichten, skurrile Ideen und kümmert sich überhaupt nicht darum, ob die Hauptfigur irgendwie von irgendwem verstanden wird. Ihr Anruf beim Psychiater nachdem sie den Golf eines jungen Mannes beabsichtig in Brand steckte, sowie die darauf folgenden Szenen in dessen Büro offenbaren, dass irgendetwas mit Julie nicht stimmt. Der Dreh, die Szenen, Sets und auch absolut erwähnenswert, der Soundtrack, sind gut gelungen und erinnerten mich zart an einen der Titel, die damals viel Einfluss auf mich hatten: „Girl, Interrupted“ (dt. Titel: Durchgeknallt (1999)). „Stillstehen“ ist zwar anders gelagert, schlussendlich jedoch nicht viel mehr als das Porträt einer jungen Frau, ihrer Allüren (oder Krankheit) und dem, was sie damit anstellt.
[Technik]
Visuell ist der Titel „Stillstehen“ hier und dort ein wenig eine Hommage an die Struktur, ein Hochleben lassen auf die Ordnung. Doch dann kehrt dies in einen Eindruck von Autismus und wirkt teils etwas befremdlich. Technisch kann sich der anamorph abgefasste Transfer im Format 2.39:1 sehen lassen. Die Laufzeit ist knapp bemessen, der Datendurchsatz wohl eher im oberen Mittelfeld. Farbspektrum, Ausleuchtung, Kantenschärfe und folglich der Detailgrad machen einen guten Eindruck, so gefällt es dem Auge des Betrachters. Sonderlich hohe Ansprüche stellt der Inhalt nicht und die DVD liefert solide ab.
„Stillstehen“ erklingt mittels Dolby Digital 5.1-Surroundton aus den Lautsprechern. Und zwar – es überrascht nur wenig(e) – ausschließlich in deutscher Sprache; zusätzlich finden wir noch eine Audiodeskription für Blinde und Sehbehinderte vor sowie Untertitel in Englisch sowie in Deutsch für Hörgeschädigte. Der Titel verhält sich nicht nur ungemein „accessible“ und erweitert damit sein theoretisches Publikum, sondern hat es auch technisch drauf für sich zu sprechen. Alles klingt ordentlich, gut aufeinander abgestimmt und ohne irgendwelche nennenswerten Ausbrüche. Die Musik von Band Apparat klingt hier gut.
[Fazit]
Dieser Film ist schon recht eigen. Die Frau mit den gelben Reinigungshandschuhen aus Gummi, der Verlauf der Geschichte, die gesetzten Schwerpunkte. Allen voran hatte ich Probleme mich mit Julie anzufreunden, was vielleicht auch daran liegt, dass ich diese Attitüde als ganz furchtbar empfinde. Fürchterlich egoistisch und konträr den Werten, auf denen diese Gesellschaft – auch aus sozialer Sicht – aufbaut. Doch das mag jeder für sich entscheiden, klar ist, dass es sich hier um einen doch sehenswerten Nischentitel auf 87 Minuten Laufzeit handelt. Erschienen am 31. Dezember 2021 mit einer FSK 12-Freigabe und einem Preis von rund 13,50 Euro.
Andre Schnack, 14.01.2022
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