[Einleitung]
Sylvester Stallone macht schon länger Filme als ich auf dieser Welt bin. Egal, er ist eben schon lange im Geschäft. Und zwar in einem Genre, das in der Theorie eher den jüngeren, starken Männern und Frauen vorbehalten ist. Doch nicht so in der Praxis, so nicht mit John Rambo. Stallone mimt nun zum fünften Male den US-Kriegsveteran mit stoischem Hang zur totalen Annihilation – am Ende für einen guten Zweck natürlich. In „Rambo: Last Blood“ könnte sogar im Titel die Antwort auf die Frage stecken, ob es nun auch wirklich mal genug sei. Immerhin liegt „First Blood“ nun auch schon 37 Jahre zurück. In weiteren Rollen hier: Sergio Peris-Mencheta, Adriana Barraza oder auch Oscar Jaenada. Das Drehbuch schrieb Stallone gemeinsam mit Matthew Cirulnick. Hinter der Kamera zog Adrian Grunberg als Regisseur die Fäden. Da ich mir „John Rambo“ dazumal im Kino ansah, tat ich hier eben gleiches.
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Alle Kriege kommen in ihm hoch, der letzte jedoch kam zu ihm nach Hause. Es war ein kämpferisches, rastloses Leben. Doch nun ist Schluss, der Vorhang fällt. Rache war selten so martialisch, wie sie von John Rambo ausgeht, der doch eigentlich nur spielen will. Ach, nein, er will ruhen, seine geschändete Seele baumeln und einfach mal alle fünf’e grade sein lassen will. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Im Ergebnis ist es schlimmer denn nimmer, der Krieg kommt praktisch nach Hause. Rambo macht das, was Donald Trump versprochen hat: er räumt irgendwie an der Grenze zu Mexico auf. Doch ganz ohne dabei selbst korrupt zu sein, oder? Schließlich tötet er doch nur „die Bösen“.
Und selbst der Tatsache, dass das Konzept Rambo heute nicht mehr in die Welt passt, trotzt der stahlharte Mann. Kurzerhand ins gefährliche Mexiko verlegt nimmt der Film einige zeitgenössische Themen auf, vermeidet jedoch politische Anspielungen und sucht sein Heil in der One-Men-Army Rambo, der hier mit der erfinderischen Raffinesse eines MacGyver’s todbringende Waffen und Fallen schraubt. Gepaart mit dem „Heimspiel“-Faktor geht es den Mafiosi hier im wahrsten Sinne des Wortes an den Kragen…
Einige sagen, der moderne Rambo heisst heute Equalizer. Doch der geht sehr fein mit dem um, was grad in der Umgebung ist und vollführt damit wahrhaftige Meisterleistungen der Assassine-Kunst. Rambo, das Original, ist da anders. Auch selbst im hohen Rentenalter schöpft der wirklich jeden Buchstaben des Wortes Martialisch aus. Wir sehen hier keinen Mann dabei, wie er sich etwas schlaues ausdenkt, sondern einen, der Abzüge zieht, Knöpfe drückt, Macheten schwingt und nicht mit verbissener Mine geizt.
Ganz toll: es ist nicht nur ein (letzter) Auftritt John Rambo’s, nein, es ist auch eine Hommage an den Schauspieler Sylvester Stallone und ein ganzes Genre. Mir gefiel Sonnenuntergang am Ende und die so typischen Klänge des Rambo-Music-Scores. Beinahe bekam ich feuchte Augen.
[Fazit]
Es scheint mir irgendwie ein wenig so, als würde Rambo Senior sogar den Kampf gewinnen, den niemand gewinnt: den Kampf gegen die Zeit. Auch im hohen Alter, mit zuweilen etwas stoisch steifer Mine im Gesicht, macht Mr. Stallone das, was er seit Jahrzehnten gut kann. Und dafür, dass nun über 35 Jahre vergangen sind seitdem John Rambo sich mit dem Sheriff von Hope, Washington, anlegte, sieht das alles noch richtig gut aus. Ja, es ist alles ganz schön übertrieben und wahrscheinlich wären die echten Drahtzieher hinter den Fuss-Soldaten, die Rambo hier danieder metzelt, im wahren Leben davon gekommen. Doch sei es drum, hier gibt es rund 97 Minuten das, was 1982 bereits funktionierte.
Wer also Titel wie „The Stand“ mit Arnold Schwarzenegger mag oder aber Chuck Norris schätzt, der wird mit Sicherheit auch hier im fünften Rambo-Film auf seine Kosten kommen. Es ist eben schon so, dass ich beim Titel „John Rambo“ dachte, dass nun für Mr. Stallone genug sei. Falsch gedacht. Und dann erklingt diese typische Musik, es ist Frieden für einen Moment, Genugtuung macht sich breit und wir empfinden ein wenig mehr Gerechtigkeit.
Andre Schnack, 09.12.2019
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