[Einleitung]
Für mich ist der Name Gus Van Sant seit „Good Will Hunting“ ein Begriff und Synonym für großartiges und amerikanisches Kino. „Finding Forrester“ entführte ebenso atmosphärisch und anspruchvoll in eine fremde Welt. Sechs Jahre zuvor führte er bei „My Private Idaho – Das Ende der Unschuld“ (Originaltitel: My Own Private Idaho). Mr. Van Sant schrieb das Drehbuch nach einem Bühnenstück von William Shakespeare. In den Hauptrollen sind zu sehen: River Phoenix, Keanu Reeves, James Russo, William Richert, Rodney Harvey und Chiara Caselli. Wir konnten uns die DVD-Fassung des Titels aus dem Programm von universumfilm genauer anschauen und berichten.
[Inhalt]
Der an Narkolepsie leidende Stricher Mike Waters (River Phoenix) sucht in den Straßen von Portland nach seiner Mutter, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Die Mutter findet er nicht, dafür aber seine große Liebe: Scott Favor (Keanu Reeves), Sohn des Bürgermeisters der Stadt. Auch wenn Scott seine Liebe nicht so erwidert, wie sich Mike das wünscht, verbindet die beiden doch eine innige Freundschaft. Gemeinsam ziehen sie durch die Stricher- und Drogenszene von Portland. Doch Mikes Schlafattacken werden immer heftiger. Nicht selten überfällt ihn die Krankheit in gefährlichen Situationen, aus denen ihn Scott immer wieder retten muss.
Eines Tages beschließen die Freunde, die Stadt zu verlassen, um nach Idaho zu gehen. Dort soll sich Mikes Mutter angeblich aufhalten. In Idaho erfahren sie, dass die Gesuchte mittlerweile in Italien lebt. Mit dem Geld eines exzentrischen Freiers (Udo Kier) gelingt es ihnen, eine Reise nach Europa zu bezahlen. Sie machen sich auf den Weg, müssen in Italien allerdings feststellen, dass Mikes Mutter schon wieder weitergezogen ist. Während Mikes Enttäuschung groß ist, verliebt sich Scott unsterblich in Carmella (Chiara Caselli). Mike kehrt allein in die USA zurück…
(Quelle: universumfilm)
[aartikel]B000ARXCPI:right[/aartikel][Kommentar]
Mit River Phoenix und Keanu Reeves in den Hauptrollen erschienen 1991 zwei junge und sehr talentierte Darsteller auf der Leinwand. Gus Van Sant steckte die beiden Darsteller in denkbar schwierige Rollen, insbesondere River Phoenix‘ Mike Waters stellt eine plastische und abgegrenzte Rolle dar, die der mittlerweile leider verstorbene Darsteller nahezu perfekt portraitierte. Die Geschichte, in denen die beiden Figuren ihre tragenden Rollen spielen, mag Geschmackssache sein. Wer Probleme damit hat ein Drama über zwei nahezu zerrüttete Persönlichkeiten im Milieu der männlichen Stricher zu sehen, dem sei „Ende der Unschuld“ nicht empfohlen. Wer ein etwas schwieriges Thema nicht scheut, der ist hingegen mit Van Sant’s Werk bestens bedient.
Der talentierte Regisseur von „Good Will Hunting“ zeigte auch hier, wie er Stimmung erzeugen kann. Unter Einspielung passender Musik entsteht ein unverwechselbarer Flair und eine gar leicht bedrückende Grund-Stimmung. Immer wieder keimt im weiteren Verlauf der Story die Hoffnung auf, doch schlägt das Leben eben Haken, die man nicht immer voraussehen kann. „My Private Idaho“ versteht es eine scheinbar ausleglose Situation gekonnt darzustellen, ohne dabei großartig Meinung zu beziehen oder gar einen bestimmten Standpunkt vehement zu verteidigen oder anzuprangern. Es handelt sich beim Film um ein anspruchsvolles Drama über einen jungen Mann, seine Krankheit und sein Leben. Ausreichend aufwendig inszeniert und mit tollen Darstellern garniert begeistert er.
[Technik]
„My Private Idaho“ erstrahlt auf der Mattscheibe im Format 1.78:1, anamorph codiert. Der Film bietet verschiedenste Aufnahmen unter variierenden Lichteinwirkungen. Unbeeindruckt davon liefert der Transfer durchgängig eine konstante Qualität und kann durchweg gefallen. Der Kontrast liegt dabei auf einer guten Basis und erfüllt den Betrachter mit Freude, denn die Aufnahmen hinterlassen einen plastischen Eindruck. Nur selten überstrahlt der Kontrast. Der spürbare Rauschfaktor im Bild stört nur gering. Weitaus weniger schön gibt sich die Kantenschärfe. All zu oft sieht sich der Betrachter mit einer mangelnden Schärfe konfrontiert. Details schwinden in den dunklen Bildelementen und immer wieder gewinnt die unscharfe Softness im Geschehen die Oberhand. Davon ab können rasche Bewegungen oder andere potenzielle Fallen dem Transfer kein Bein stellen.
„My Private Idaho“ gehört zu den ruhigen Film-Vertretern, den Dramen. Wahlweise ertönt deutscher oder englischsprachiger Sound aus den Lautsprechern. Abgemischt im Format Dolby Digital 5.1 bietet die DVD zumindest auf dem Papier alle erdenklichen Surround-Potenziale. Leider bleibt es dann auch dabei, denn die akustische Leistung gibt sich gerade einmal durchschnittlich. Qualitativ haben wir nichts Großes zu bemängeln, doch zeigt sich der Film in Höhen und Tiefe und der Ansteuerung des Bass-Fundaments schwächelnd. Insgesamt hinterlässt der Sound einen begrenzten und eingeschränkten Eindruck, richtige Räumlichkeit will einfach nicht entstehen. Allerdings – und das kommt dem Film und der Disc zugute – benötigt „My Private Idaho“ auch keine großartige Ton-Kulisse. Die dialogträchtige Story bleibt durchweg verständlich und offenbart keine Patzer.
[Fazit]
Ein toller Film von Regisseur Gus Van Sant, der hier in Form einer 2er DVD Erscheinung das Tageslicht auf dem DVD-Markt entdeckt. Auf rund 100 Minuten entführt „My Private Idaho“ den Betrachter auf eine Reise ins Stricher-Milieu und versucht dabei den Unterschied zwischen Sex und Liebe klar und deutlich zu definieren. Ob dies gelungen ist muss ein jeder nach der Ansicht für sich selbst entscheiden. Freigegeben ist das gute Stück ab einem Alter von 16 Jahren, was angemessen erscheint in Anbetracht der nicht gerade einfachen Thematik. universumfilm umsorgt den Betrachter mit einem einfachen Menü, welches Zugriff auf die Einstellungs-Möglichkeiten und die Extras bietet.
* Making Of „My private Idaho“ (42 Min.)
* Dokumentation: „Kings Of The Road“ (44 Min.)
* Nicht verwendete Szenen (7)
* Interviews: Laurie Parker und Rain Phoenix (20 Min.), Gus van Sant und Todd Haynes (nur Audio, 123 Min.), JT Leroy und Jonathan Caouette (nur Audio, ~ 55 Min.)
Das Making Of bietet einen tollen Einblick und auf verständliche Art und Weise erklärt es auch einige Hintergründe zum Film. Von den geschnittenen Szenen haben allesamt eine sehr schlechte Qualität zu bieten, auch die Laufzeit ist recht begrenzt und die Sammlung aus 7 kurzen Sequenzen hat keinen nennenswerten Mehrwert zu bieten. Die Interviews sind nicht immer gut verständlich und leider kann die Verständlichkeit in Ermangelung von Untertiteln nicht wirklich verbessert werden. Wer der englischen Sprache mächtig ist wird sie gut finden, denn sie bieten zahlreiche Informationen.
Einen deutschen und einen amerikanischen Trailer gibt es im Programm der ersten DVD noch zu nennen, genau wie die englischen oder aber deutschen Untertitel für Hörgeschädigte. Erscheinungstermin von „My Private Idaho“ war der 26. September 2004. Der Preis liegt bei recht hohen 28,- Euro, in Anbetracht der knappen 300 Minuten Bonusmaterial und dessen Informationsgehalt drücken wir dennoch ein Auge zu. Gus Van Sant-Fans kommen nicht drum herum, und jeder der etwas auf Filme gibt ebenso wenig.
Andre Schnack, 17.01.2006
Film/Inhalt |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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