[Einleitung]
Anime, und dann gleich drei davon – das sieht der Fan animierter Filme gerne. Aus dem DVD-Angebot der Columbia TriStar Home Entertainment wird der Titel „Memories“ von Kultregisseur Katsuhiro Otomo als Silberling veröffentlicht. Wir erhielten die Möglichkeit uns die drei Werke des Zeichentrickschöpfers aus dem fernen Osten genauer anzusehen und mit Stücken wie „Akira“, „Ghost In The Shell“ oder „Robotic Angel“ zu vergleichen. Der Inhalt dieser Disc wurde 1996 abgedreht und es handelt sich bei der Erscheinung um eine Compilation aus drei unabhängig voneinander verlaufenden Kurzfilmen.
[Inhalt]
„Magnetic Rose“ entstand unter der Regie von Koji Morimato (Animatrix), basierend auf dem Kurz-Manga von Otomo. Er zeigt die Abenteuer zweier Space-Traveller, die Notsignalen folgend, in eine mystisch-wunderbare Welt eintauchen, die von den Gedanken einer Frau erschaffen wurde. In „Stink Bomb“ – Regie Tensai Okamuro (Wolf’s Rain) – transformiert sich ein junger Chemiker aus Versehen in eine nicht zu stoppende biologische Waffe, die direkten Kurs auf Tokyo einprogrammiert hat. „Cannon Fodder“ schließlich, unter der Regie von Otomo selbst, stellt einen Tag im Leben einer Stadt dar, deren einziges Ziel ist, unaufhörlich Kanonen auf unbekannte Feinde abzufeuern.
(Quelle: Columbia TriStar Home Entertainmen)
[aartikel]B000207N2G:right[/aartikel][Kommentar]
Es sind nicht einfach Comics ohne Sinn und Verstand – soviel schon einmal vorweg, um den Kritikern substanzlose Kommentare zu ersparen. Es geht hier um die Verknüpfung von Unterhaltung mit interessanten und durchaus realistischen Themen. Nicht selten Science-Fiction oder mit philosophischem Touch, wie es z.B. auch Disney oder Pixar seit Jahren praktizieren. Trauriger, ernster und oftmals abgedrehter machen es die Japaner mit ihren Anime. Auch in „Memories“.
Die Geschichten tragen weder inhaltlich, noch vom Stil her vieles Gemeinsamkeiten. Dafür aber haben sie ein ähnliches Motiv, bzw. verfolgen eine analoge Absicht. „Magnetic Rose“ stellt neben der von uns bekannten Welt einen weiteren Kosmos und stellt dabei in Frage was real ist. „Stink Bomb“ hingegen beschäftigt sich mit einer Situation des Ausnahmezustands auseinander und zeigt uns eine Katastrophe globalen Ausmaßes. „Cannon Fodder“ distanziert sich davon und formuliert sehr plastisch und visuell den Begriff der Propaganda. Es geht ums Nachdenken und Hinterfragen, Aufzeigen von Gefahren und aktuellen Situationen, oder aber was sich aus ihnen entwickeln kann.
Der gefeierte Meister des Anime, Katsuhiro Otomo, betritt kein Neuland und bleibt in der Tradition von „Akira“, „Roujin Z“ und seinem „Robotic Angel“. Die jeweils rund 40minutenlangen Geschichten haben etwas an sich, dass ihnen Charme und Stil verleiht. „Akira“ wirkt dagegen wie ein ausgearteter Minuten-Exzess, wobei man diesen Klassiker, oder auch den Insider-Tipp „Ghost In The Shell“ nur bedingt mit den Episoden hier vergleichen kann.
[Technik]
Visuell hat ein Anime immer etwas zu bieten, wenn denn die Zeichnungen qualitativ hochwertig eingescannt und ggf. mittels Computertechnik nachbearbeitet wurden. So ist es hier überwiegend der Fall. Und erfreulicherweise tut die gebotene Darstellungstechnik ihr übriges dazu bei, so dass ein angenehmes Geschehen auf dem Wiedergabegerät entsteht. Das Format füllt die Mattscheibe eines 16:9-TV Geräts mit seinem Ratio von 1.85:1 aus. Von sonderlich natürlichen Farben kann nicht gesprochen werden, schließlich wurden künstlerische Freiheiten genutzt und hier und dort etwas am entsprechenden Farbton geschraubt. Die Wirkung wird dadurch teilweise geschürt und die Atmosphäre steigt. Fehler oder Kompressionsartefakte fallen kaum bis gar nichts ins Auge.
Der Einsatz der Tontechnik gelang sehr gut. Es wird nicht nur Dolby Mehrkanalton geboten, sondern dieser auch ansprechend genutzt. Räumliche Effekte entstehen zum einen durch den Einsatz von – sogar bidirektional verlaufenden – Effekten und durch die musikalischen Einlagen der Filme. Hier und dort mögen letztere unter die Kategorie „Geschmackssache“ fallen, den Effekten hingegen kann man kaum etwas negatives anlasten. Für einen Anime von 1996 ist die Akustik als lebhaft, dynamisch und räumlich einzustufen. In deutscher und japanischer Sprache gibt es Digital 5.1-Sound, die italienische und spanische Synchronfassung hingegen erlebt jeweils ein Dolby Surround-Dasein. Untertitel sind in 9 Sprachfassungen optional hinzuzuschalten.
[Fazit]
Diese Filme sind nicht nur etwas für hartgesottene Fans animierter Filmkunst, sondern eigentlich vom Inhalt her etwas für jedermann, der gute Geschichten mag. Wer nichts mit Anime anfangen kann, der braucht sich den Titel „Memories“ nicht unbedingt anzusehen. Die 3 Filme kommen auf eine Gesamtlaufzeit von rund 110 Minuten und befinden sich auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9). Die Altersfreigabe erfolgt ab einer Altersstufe von 12 Jahren, was in Anbetracht der zahlreichen Schießereien und der Darstellung toter Menschen gerechtfertigt erscheint. Über das einfach gehaltene und passend designte Menü erhält der Käufer Zugriff auf ein Making Of und einige Trailer. Das Making Of bietet Einblick in die Entstehung der Werke und zeigt, wie aufwendig die Gestaltung eines Anime tatsächlich ist. Erscheinungstermin war der 11. Mai.
Andre Schnack, 14.05.2004
Film/Inhalt |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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