[Einleitung]
Von einem Sommerloch kann bei BMG Video nicht unbedingt die Rede sein, denn das Haus bringt praktisch eine DVD nach der anderen auf den hungrigen Code2-Markt in Deutschland. Nebst aktuellen Streifen, finden sich auch einige Klassiker unter den Erscheinungen, so z.B. auch der 1997 entstandene Film „Lolita“ von Regisseur Adrian Lyne (9 ½ Wochen). Der Film gab Vorlage zu vielen kontroversen Diskussionen und sorgte für Aufsehen. In den Hauptrollen sind Jeremy Irons (Die Hard 3), Melanie Griffith (Two Much) und Dominique Swain (Face/Off) zu sehen.
[Inhalt]
Humbert (Jeremy Irons) verliebt sich rettungslos in die erst zwölfjährige Lolita (Dominique Swain). Dank einer unglaublichen Verkettung von Umständen gelingt es ihm sogar, die Schülerin zu seiner Geliebten zu machen. Gemeinsam begibt sich das seltsamste aller seltsamen Paare auf eine ziellose Autoreise durch Amerika, ein Land, so jung und rätselhaft, kindlich und gefährlich wie Lolita selbst. Viel zu spät erkennt Humbert, dass sein wiederentdecktes Paradies der Vorhof zur Hölle ist und er systematisch zerstört, was er liebt…
[aartikel]B00005LWKR:right[/aartikel][Kommentar]
„Lolita“ ist ein Werk, das tatsächlich zu Diskussionen anregt. Aber nicht nur die inhaltliche Darbietung bietet Stoff für einen Diskurs, auch die – wahrscheinlich mit berechnender Überlegung eingesetzten – Mittel, die Art und Weise der Inszenierung regt zum Reden an. Es handelt sich um eine tragisch, dramatische Geschichte, die voller Wonne in den Details umgesetzt und verfilmt wurde, die eingesetzten Schauspieler leisten alle eine tolle Darbietung und verkörpern ihre Figuren glaubhaft und realitätsnah. Doch Regisseur Lyne übertrieb geschickt bei wichtigen Faktoren, so dass die Geschichte und die prekären Umstände noch deutlicher werden. So setzte er als 12 Jährige die damals 17 Jahre junge Dominique Swain ein, was zur Folge hat, dass sie auf den Betrachter gänzlich anders wirkt, als es eine Zwölfjährige tun würde. Davon ab gibt es eine gute Geschichte, eine interessante Umsetzung derselben und fabelhafte Darstellerinnen und Darsteller. Eine gute Literaturverfilmung, die durch Charme, Reiz und Erotik den Betrachter fesselt, jedoch nicht ganz an die 1961-Verfilmung des gleichen Stoffs von Stanley Kubrick heranreicht.
[Technik]
„Lolita“ sieht gut aus – also das Bild ist gemeint. Präsentiert im Originalformat 1.85:1 und anamorph auf dem Datenträger abgelegt, vermag das überwiegend sehr plastische und natürliche Geschehen zu begeistern. Wirkungsvolle Farben mit hoher Sättigung in einem Umfeld eines ausgewogenen Kontrasts sprechen für sich, der stellenweise stärker eintretende Rauscheffekt allerdings auch. Das Bild wird durch ein sehr leichtes Rauschen begleitet, welches mal abflacht, dann wieder zunimmt. Zudem fallen einem manchmal senkrechte Streifen auf, die sich durch das Geschehen mogeln. Davon ab wird aber ein in der Leistung befriedigendes Ergebnis geliefert.
Ton gibt es im Dolby Digital 5.1-Tonformat auf englischer und deutscher Sprache. Der englische Originalton wird aus lizenzrechtlichen Gründen mit deutschen Untertiteln abgespielt. Der Ton (getestet: deutsch) wirkt natürlich, besticht durch einige wirklich gelungene Hintergrundgeräusche und eine dichte Musikwiedergabe. Da keine Special-Effects und Direktionaleinlagen vorhanden sind, kommt es natürlich um so mehr darauf an, dass ein harmonisches und weites Klangbild geliefert wird, was hier der Fall ist.
[Fazit]
„Lolita“ ist ein Film, der einigen Leuten deutlich gegen den Strich gehen wird, anderen jedoch gefällt. Und keine Frage, der Film hat eine dichte Atmosphäre und wartet mit guten, darstellerischen Leistungen auf – wenn auch die Geschichte und die eingesetzten Mitteln nicht überall Anklang finden. Davon ab wurde der rund 133minutenlange Film auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) abgelegt und mit folgenden Extras ausgestattet: Cast & Crew Informationen mit Text und Interviewausschnitten, umfangreiche Produktionsnotizen zur Entstehung des Films, einen Audiokommentar mit dem Regisseur, ein 8minutenlanges Making Of, ein 7minutenlanger Blick hinter die Kulissen, gleich 10 geschnittene Szenen und 12 Minuten Filmmaterial über ein Casting mit den beiden späteren Hauptdarstellern des Films: Swain und Irons. Im Bereich der Ausstattung (insgesamt rund 62 Minuten) verdient sich die DVD Lob, auch das Menü gelang passend. Die DVD bietet die ungekürzte Originalfassung des Films und wurde ab 18 Jahren freigegeben.
Andre Schnack, 31.07.2001
Film/Inhalt |
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Bild |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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