[Einleitung]
Dokumentationen ist es eigen, dass sie von etwas wahrhaftigem berichten. Etwas, das tatsächlich so oder sehr ähnlich geschehen ist. Etwas, dass Respekt erfordert, da es Tatsache, Fakt ist. Und meist unumkehrbar. Es geht um Geschichte. Und hier in „Helmut Schmidt – Lebensfragen“ geht es natürlich um Helmut Schmidt, um seine Geschichte und sein Wirken innerhalb der Geschichte dieses Landes. Zu seinem 95. Geburtstag entstand diese Dokumentation, die ich mir im Rahmen der Netflix-Mitgliedschaft genauer anschauen konnte. Ich berichte über einen großen Mann, hoffentlich auch über einen guten Dokumentarfilm über diesen Mann.
[Inhalt]
Die Öffentlichkeit kennt ihn vor allem durch die Zigarette in seiner Hand. Kein Rauchverbot wird sie ihm je verbieten können. Mit starker Hand führte er die Hamburger Bürger durch die große Sturmflut von 1962 und lotste die Bundesrepublik durch krisengeschüttelte 1970er und frühe 1980er Jahre. Unnachgiebig ging er geben RAF-Terrorismus vor und setzte trotz Widerstand der Friedensbewegung den NATO-Doppelbeschluss durch. Heute ist Helmut Schmidt, 95, so populär wie nie zuvor … – Der NDR widmet dem Altkanzler zu seinem 95. Geburtstag einen Film über sein Leben. Dafür öffnete Helmut Schmidt sogar erstmals sein Privatarchiv mit Fotos, Dokumenten und Notizen…
(Quelle: ARD)
[aartikel]B00MMII8WA:left[/aartikel][Kommentar]
„Lebensfragen“ – das ist ein schöner Titel. Wenn ich dann bedenke, dass ich zum Zeitpunkt des Verfassers dieser Zeilen gerade einmal 37 Jahre jung bin und Herr Schmidt 95 Jahre Erfahrung mit sich trägt, dann erscheine ich vor mir selbst unbedeutend. Unbedeutend an gemachten Erfahrungen. Auch ich habe für mein Alter bereits ein breites Spektrum an Erfahrungen machen können, insbesondere im Bereich der freien Wirtschaft. Doch Herr Schmidt – und auf einen direkten Vergleich kommt es mir nicht an – hat richtig Stress haben müssen, bei den Themen, die es in seiner Wirkungszeit zu bearbeiten gab.
Daraus schöpft natürlich auch die vorliegende Sendung. Sie umschreibt ohne Schnörkel das, was Helmut Schmidt erlebte, eben in Auszügen. Diese sind dann aber nicht von irgendwem kommentiert oder berichtet, sondern werden vom Altkanzler selbst vorgetragen. Aus seinem Arbeitszimmer unter Vorlage von Bildern und weiteren Informationen. Bei Zigarettenrauch, versteht sich. Nur hin und wieder fragt der Interview-Partner einmal nach, zielt auf das eine oder andere ab, stets respektvoll. Dies vermengt mit den zahlreichen Archivaufnahmen ergibt ein tolles Porträt und einen tollen Einblick in Deutsche Zeitgeschichte.
[Technik]
Technisch betrachtet stellt die Sendung das dar, was man unter einer gelungenen TV-Inszenierung versteht. Die gebotenen Bilder sind dafür auch dankbare Kandidaten, da wenig Bewegung und Unruhe während der eigentlichen Interview-Aufnahmen auf den Plan tritt. Wir sehen den Altkanzler an einem Tisch, er erzählt, schaut seinen Gegenüber an (den wir nie zu Gesicht bekommen) und raucht. Das ist eine Seite der Dokumentation. Eine andere besteht aus Archivaufnahmen, die eben in der Qualität präsentiert werden, die dazumal möglich und üblich war. Da finden sich dann auch Rauschen und Verunreinigungen, was den Betrachter auf Grund der Mixtur nicht stören wird.
Ton erklingt hier vorrangig aus den Mündern. Dabei maßgeblich in Form des geführten Interviews mit Helmut Schmidt. Hintergrundgeräusche sind ebenfalls zu vernehmen, weitgehend ist es jedoch still. Musikalisch gibt es hier und dort etwas zum Unterstreichen der Stimmung, ansonsten konzentriert sich das Stück auf die Wiedergabe von Informationen. Das gelingt alles gut, fehlerfrei und bereitet keinerlei Kopfzerbrechen. Da das Angebot nun einmal derart ausfällt, kann an dieser Stelle auch nicht sonderlich viel geschrieben werden. Das wichtigste ist hier, dass eine hohe Verständlichkeit der Monologe, bzw. des Dialogs gegeben ist.
[Fazit]
„Helmut Schmidt – Lebensfragen“ bietet das, was eine sinnvoll gemachte Dokumentation bieten sollte. Eine tolle Geschichte, untermauert durch Fakten, dargestellt an Hand eines klaren roten Fadens. Technisch adäquat umgesetzt und mit einem nach wie vor sehr bildpräsenten Helmut Schmidt vor der Kamera. Die Laufzeit von rund 87 Minuten verrinnt sehr rasch, die Altersfreigabe von ab 0 Jahren lässt theoretisch ein breites Publikum zu. Praktisch hingegen widmet sich die Sendung an jene politisch interessierte unter uns, denen Helmut Schmidt viel oder doch noch wenig sagt. Eine sehr gelungene Sendung, unterhaltsam und faszinierend.
Andre Schnack, 02.09.2015
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