[Einleitung]
Der Kinoerfolg soll nicht den Erwartungen entsprochen sein. Doch vielleicht wird der Start im Bereich des Heimkinos besser verlaufen. Die Rede ist von „Ghost in the Shell“, einem 2017 veröffentlichten Kinofilm, der ein großes Vorbild und damit vielleicht auch ein herausforderndes Erbe antritt. Der 1995 erschienene Anime-Titel galt als bahnbrechend und hat heute Kult-Status. In dieser Realfilm-Umsetzung sehen wir Scarlett Johansson, Takeshi Kitano, Juliette Binoche, Michael Pitt, Pilou Asbæk und Kaori Momoi. Regie kommt von Rupert Sanders und das Skript von den Drehbuchautoren Jonathan Herman und Jamie Moss. Hier nun die 3D HD Blu-ray Disc Version im Review.
[Inhalt]
In der nahen Zukunft ist Major (Scarlett Johanssono) der Prototyp einer neuen Generation. Als Überlebende eines verheerenden Unfalls wurde sie mit kybernetischen Fähigkeiten ausgestattet, die sie zur perfekten Soldatin machen. Ihre Aufgabe: Die gefährlichsten Kriminellen der Welt zu stoppen. Als der Terrorismus ein bisher ungekanntes Ausmaß erreicht und es Hackern gelingt, sich in die menschliche Psyche einzuloggen und diese zu kontrollieren, ist Major die einzige, die die Attentäter aufhalten kann.
Auf ihrer Jagd nach einem mächtigen neuen Feind wird sie mit einer unerwarteten Wahrheit konfrontiert: Ihr Leben wurde nicht gerettet – es wurde ihr gestohlen. Ohne Rücksicht auf Verluste versucht sie nun, ihre Vergangenheit zu rekonstruieren, herauszufinden, wer ihr das angetan hat, und die Verantwortlichen zu stellen…
(Quelle: Paramount Pictures)
[aartikel]B06XX97LB5:left[/aartikel][Kommentar]
Am 30. März veröffentlichte ich meinen Kommentar zum Film, den ich durch eine Presse-Vorführung im englischen Original sehen konnte. Als ich nun diese 3D Blu-ray Disc sah, stellte ich fest, dass meine Meinung noch Bestand hat. Daher an dieser Stelle ein simples Rezitieren meines Reviews aus Ende März:
Nach dem Motto: wenn Dinge miteinander verbunden sind, dann kann auch das eine auf das andere Einfluss nehmen. In der Netzwerk- und Computerwelt nennt man das Hacking. Eine eher dystopische Zukunftsvision, die uns im negativen Sinne aufzeigt, welche Gefahren in einer barrierefreien, komplett vernetzten Welt liegen, in denen manche anonym unterwegs sein können. Doch der tatsächlich inhaltliche Hauptaspekt, ist philosophisch angehaucht. Und er beschäftigt sich mit nichts minderem als der Frage nach dem Leben und dem Sein, der eigenen Seele und den Platz in der Welt.
Das Original, ein japanisches Anime, ist dort sehr sehr optisch unterwegs und bietet ausgesprochen hübsch inszenierte, von faszinierende Musik begleitete Aufnahmen. Diese erschaffen eine sehr dichte Atmosphäre. Mich erinnerte das hin und wieder an die Sets in „Blade Runner“, der eine ganz ähnliche Thematik bietet. Mich konnte das Anime-Werk in den 90er Jahren stark begeistern. Und den Machern des Realfilms gelang eine wirklich gute Umsetzung.
Anfänglich war ich skeptisch ob des fernöstlichen Schlags in der Kombination mit den sehr westlich ausschauenden Darstellern. Doch das ging gut. Ich erfreute mich ebenfalls sehr daran, dass viele Einstellungen des Originals hier nahezu eins zu eins übernommen worden sind. Dazu gehören bizarre, lebensfeindlich wirkende und nicht enden wollende Wohnblöcke, digitale Werbungen in Hologrammen überall, der Regen und auch die denkwürdigen Momente, in denen Major komplett kontrolliert in Cloaking-Uniform eine Häuserschlucht hinabstürzt. Alles wunderbar gemacht.
Alle Figuren sind gut besetzt. Major und ihr Partner, Mr. Cutter und natürlich der Chef von Section 9 sind alles kantige und eigene Charaktere. Scarlett Johannson führt ein tolles Cast an, welches durch Takeshi Kitano prima abgerundet wird. Ebenfalls muss ich festhalten, dass sich die Originalstimmen besser in das Gesamtwerk einfügen, als es die – ebenfalls guten – Synchronstimmen leisten können. Irgendwie cool: Mr. Kitano spricht japanisch. Als letztes noch ein Wort an den tollen Soundtrack, wunderbar und stark in der Wirkung.
[Technik]
„Ghost in the Shell“ arbeitet technisch betrachtet das auf, was als Anime mit viel Atmosphäre begann. Mit den technischen Mitteln von heute konnte die Welt von Major bahnbrechend zum Leben erweckt werden. Die eher bunten Bereiche und die etwas fahle Umgebung sind wunderbar miteinander kombiniert. Alles hat einen ordentlichen Kontrast, weist eine ordentliche Integrität zum gesamten Bild auf und verfügt über eine angenehme Kantenschärfe. An Details mangelt es dem Geschehen ebenfalls nicht. Es handelt sich hier um ein 1.78:1-Bild in 1080p High Definition Abtastung, welches auch hohen Ansprüchen gerecht wird.
„Ghost in the Shell“ ist kein Film, der mit extrem vielen Worten aufwartet, sondern konzentriert sich auf die recht temporeiche Geschichte mit ihren tollen Bildern und den gut gelungenen Action-Einlagen. Und gerade jene sind es, die dann auch das Potenzial für einen Mehrkanalton steigern. Hier gibt es wahlweise Dolby Atmos in deutscher Sprache oder aber Dolby TrueHD 7.1 im englischen Original zu hören. Untertitel können ebenfalls optional in den beiden vorgenannten Sprachen hinzugeschaltet werden. Ich bin mit der Dynamik und dem Grundton sehr zufrieden. Die Surround-Fähigkeiten sind gut genutzt worden.
[Fazit]
Ich habe den Film im Kino in 3D gesehen und nun auch im Heimkino. Das Erlebnis war vergleichbar. Mir gefiel der rund 107minutenlange Realfilm-Werk gut, auch wenn er mir ohne 3D mit Sicherheit gut gefallen hätte. „Ghost in the Shell“ war mit Sicherheit nicht einfach umzusetzen, da die Messlatte ziemlich hoch angesetzt wurde, und zwar von einem Anime von vor rund 20 Jahren, 1995. Regisseur und Drehbuchautoren sowie das Cast gaben alles und schufen einen gelungenen Realfilme des Stoffs.
– Verkabelte Menschheit: Das Making-of von „Ghost in the Shell“
– Sektion 9: Cyber-Verteidiger
– Mensch & Maschine: Die Geist-Philosophie
Die Bonusmaterialien sind eher überschaubar in ihrer Anzahl, die substantiellen Inhalte hingegen machen das wieder etwas wett. „Ghost in the Shell“ ist am 3. August auf High Definition Blu-ray Disc erschienen. Die normale Fassung der Blu-ray Disc kostet rund 15,- Euro und ist mit einer FSK 16 ausgestattet. Technisch sowie inhaltlich konnte mich der Titel überzeugen. Selbst den Fans des Animes mit Skepsis sollten dieser Adaption eine Chance geben.
Andre Schnack, 17.08.2017
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