[Einleitung]
„Donnie Darko“ ist ein Film, der hierzulande noch gar nicht im Kino lief. Huch, wie kommt denn das? Darauf kann ich keine genaue Antwort geben, dafür kann ich jedoch zeitnah zum nachgezogenen Kino-Start in Deutschland (21. September), 20 Jahre nach dem US-Start, einen Review zur jüngsten Heimkino-Veröffentlichung des Streifens in 4K Ultra HD anbieten, was mich sehr freut. „Donnie Darko“ – da mache ich dieses Mal sogar in der Einleitung keinen Hehl draus – ist definitiv mein Film, das war er schon vor 20 Jahren und wird es wohl auch heute noch sein, denke ich. Also entschwand ich erneut, doch nun in 4K, in die Welt von Donnie Darko und berichte. Diese Director’s Cut Mediabook-Version kommt aus dem Angebot von StudioCanal unter dem Label Arthaus auf den Markt.
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Als ich den Film nunmehr nach knapp 20 Jahren erneut sah, da fiel mir einiges auf, was mich an einen Roman erinnerte, den ich 1997 las, „Der Plan von der Abschaffung des Dunkels“ von Peter Høeg. Das ist der dänische Autor, der ebenfalls „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ verfasste. Aber dies ist ein ganz anderes Thema. Mit Sicherheit hat Richard Kelly’s Debüt-Film, den er mit lediglich 26 Jahren vom Drehbuch bis zum Regie-Stuhl verantwortete, einige Ursprünge und Anspielungen zu bieten, die einigen etwas sagen werden, anderen nicht und wieder andere (wie vielleicht auch ich) sehen Verknüpfungen zu ganz anderen Werken mit Analogien im Inhalt.
Wahrscheinlich hätte ich „Donnie Darko“ (Link: 2005 gefertigter Review zum Director’s Cut) nicht ins Sci-Fi Genre verortet, wenngleich er zweifelsfrei derartige Elemente enthält. Diese sind mehr Mittel zum Zweck, so dass es sich keinesfalls um einen Sci-Fi Titel handelt, wie wir ihn klassisch mit Raumschiffen und Zukunftszenarien verstehen. „Donnie Darko“ ist vielmehr eine intelligente und vor allem auch künstlerische Mixtur aus Coming-of-Age-Drama mit Thriller-Anteilen sowie fantastischen Mystery-Elementen. Den künstlerischen Aspekt hingegen sieht man vorrangig nach der Ansicht, wenn das gesamte Werk ein wenig auf den Zuschauer wirken konnte.
Toll an dem Titel sind jedoch nicht nur die Machart, der Stil und die erzählerischen Kniffe und Ideen, aus denen Richard Kelly schöpfte. Sondern auch die breiten Möglichkeiten der Interpretation des Titels. Vielleicht ist „Donnie Darko“ auch einfach ein Erklärungsversuch für das, was man hinlänglich als Deja-Vu bezeichnet, aus der Sicht von Richard Kelly eben. Schlussendlich wird jeder etwas anderes darin sehen, und genau von diesem anderen ist man ein Teil, was den Film nah und persönlich wirken lässt.
Etwas anderes positives und absolut erwähnenswertes ist vor allem auch die Besetzung des Films, denn neben Drew Barrymore, Patrick Swayze, Jake Gyllenhaal, Jena Malone und Noah Wyle machen auch Mary McDonnell, Holmes Osborne sowie Jake’s Schwester Maggie Gyllenhaal und Daveigh Chase eine tolle Figur! Das Zusammenspiel – absolut hervorragend und sehenswert. Ein melancholisch nachdenklicher Film, in etwa die gegenteilige Version eines Feel-Good Movies, ohne einen dabei zu sehr anzufassen…
[Technik]
Natürlich freute ich mich sehr, als ich wahrnahm, das „Donnie Darko“ nun demnächst als Ultra HD 4K-Fassung verfügbar sein wird. Gleichermaßen taten sich zarte Zweifel auf, ob das Alter und die Herstellungsumstände von 2001 auch dazu führen, dass wir eine wirklich erkennbar bessere Version des Films aus technischer Sicht vor die Augen bekommen. Nun, so ist es. Es liegen keine Welten zwischen der bereits veröffentlichten 1080p HD-Fassung und der nun vorliegenden 2160p UHD-Version, dennoch ist der Film hiermit in seiner wohl bislang besten Technik veröffentlich. Schön zu sehen. Kontrast und Farbgebung sind gut, hier und dort ist die Bildruhe ein wenig unter den Erwartungen, dennoch besser als bei der BD. Die Kompression ist sauber und nur leichtes Rauschen und etwas Körnung macht sich bemerkbar.
Einer der für die Stimmung relevantesten Faktoren hier ist die musikalische Begleitung. „Donnie Darko“ weist einen sehr intensiven Music-Score auf (die musikalische Begleitung, die eigens für den Film kombiniert wurde) und verfügt zudem über einen absolut hörenswerten Soundtrack an Stücken, die jeder bestimmt schon einmal gehört hat. Einer meiner liebsten Stücke von vor vielen Jahren ist auch dabei, „Love Will Tear Us Apart“ von Joy Division. Diese beiden Faktoren in Kombination erzeugen eine tolle Akustik, inhaltlich betrachtet. Technisch spielt das alles hier ebenfalls auf einem hohen Niveau: Deutsch oder Englisch in 5.1 DTS-HD Master Audio. Mehr habe ich hierzu nicht zu schreiben.
[Fazit]
„Donnie Darko“ ist für mich Nischen-Film, Genre-Kino und vor allem aber innovatives Geschichtenerzählen pur. Ein Kultfilm, der – wie oftmals in der Geschichte des Kinos – zu seiner Entstehungszeit unterschätzt wurde. Wenngleich Richard Kelly Slow-Motions und Zeitraffer sehr gezielt, dezent und unfassbar wirkungsvoll dosiert einsetzt, so ist es doch der Inhalt, der den Film im Director’s Cut auf rund 134 Minuten auszeichnet. Die ebenfalls enthaltene Kinofassung kommt auf rund 113 Zähler. Die Altersfreigabe auf 16 Jahren. Die Extras kommen auf die folgende Aufzählung:
Kinofassung:
- Audiokommentar von Richard Kelly und Jake Gyllenhaal
- Audiokommentar von Richard Kelly, Sean McKittrick sowie Drew Barrymore, Jena Malone, Beth Grant, u.v.m.
- Dokumentation „Deus ex Machina – Die Philosophie von Donnie Darko“
- Kurzfilm „The Goodbye Place“ von Richard Kelly
- Geschnittene und alternative Szenen mit optionalem Audiokommentar von Richard Kelly
- Trailer
Director’s Cut:
- Audiokommentar von Richard Kelly und Filmemacher Kevin Smith
- Dokumentation „The Donnie Darko Production Diary“ mit optionalem Audiokommentar von Kameramann Steven Poster
- Archiv-Interviews mit Richard Kelly, Jake Gyllenhaal, Jena Malone, Drew Barrymore, James Duval, Maggie Gyllenhaal, u.v.m.
- Featurettes: „They Made Me Do It“, „They Made Me Do It Too“ and „#1 Fan: A Darkomentary“
- Storyboard/Film-Vergleich
- Behind the Scenes / B-Roll Footage
- Cunning Visions Infomercials
- Musikvideo: „Mad World“ von Gary Jules
- Bildergalerie
- TV Spots
- Director’s Cut Trailer
Das sind eine ganze Menge an Extras, schön zu sehen. Keine Frage, gewissermaßen gibt es Dopplungen zwischen Kino- und Director’s Cut und auch sind die Extras nicht unbedingt neu, jedoch inhaltlich wirklich gut. Sie füllen opulente knappe 4 Stunden Laufzeit und geben einen tollen Einblick in die Entstehung des Films und mit „#1 Fan: A Darkomentary“ kommt zudem eine herrliche Featurette mit ins Heimkino, die auch lustig ist. Wenn die Technik mit Sicherheit die bislang bestmögliche Fassung von „Donnie Darko“ präsentiert, so sind die Extras eben der Zuckerguss obendrauf.
Was bleibt? Nach wie vor, auch 20 Jahre später, ein toller Film. Vielleicht auch etwas verkopft aus der Sicht mancher, doch eines ist der Titel auf jeden Fall: spannend und toll erzählt. Ein Film, der erst seinen Weg finden musste, heute jedoch nicht nur unter Cineasten ein Titel, der zurecht als kunstvoll sowie als Kult-Film bezeichnet wird. Empfehlenswert, wenngleich auch nicht günstig, denn Donnie verlangt rund 36,- Euro in der 4K-Version für seine Geschichte.
Andre Schnack, 22.09.2021