[Einleitung]
Ich erinnere mich an eine recht junge Ausgabe der Zeitschrift „View“ mit dem Titel: „Die neue Macht der Bilder“. Das Cover zeigt Fotos von wichtigen Personen des Weltgeschehens in Situationen, die die Betroffenen mit Sicherheit nicht in der Presse sehen wollten oder gar mit Bedacht zuspielten. Und dann erhielt ich dankenswerter Weise das polyband DVD-Rezensionsexemplar zum Dokumentationstitel „Die Farbe des Krieges“, einer umfassenden Dokumentation über den Zweiten Weltkrieg in Farbaufnahmen. Mir wir klar, dass die Ansicht dieser 3 DVDs einen bisher noch nicht dagewesenen Blick auf den Zweiten Weltkrieg geben wird. Um so gespannter schritt ich ans Werk und schaute mir diese Dokumentation unter der Präsentation von Dieter Kronzucker genauer an.
[Inhalt]
Der Zweite Weltkrieg in original Farbaufnahmen. Eine umfassende Dokumentation über den Zweiten Weltkrieg – erzählt von Dieter Kronzucker. Bilder in Originalfarben lassen den Zweiten Weltkrieg noch beklemmender und noch realistischer erscheinen, als Schwarz-Weiß-Filme jemals dazu in der Lage wären. Gelesene Briefe von Betroffenen unterstreichen die eindringliche Dokumentation. Ein eindrucksvolles und mahnendes Dokument der dunkelsten Zeit des 20. Jahrhunderts, das mit dramatischen Bildern und großartig interpretierten Briefen und Tagebucheintragungen auch die innersten Eindrücke der Menschen hervorbringt und damit dieser Reihe eine weitere, emotionalere Farbe verleiht.
[aartikel]B000X23NCC:right[/aartikel]Die Farbe des Krieges – die Episoden der Reihe:
01. Das Reich des Bösen
02. Die Welt in Flammen
03. Das Ende des Schreckens
04. Wie die Amerikaner an die Front zogen
05. Amerika im Krieg
06. Die Befreiung Europas
07. Entscheidung im Pazifik
08. Churchills einsamer Kampf
09. Der Vormarsch der Briten
10. Tagebücher und Schicksale
11. D-Day: Der längste Tag
(Quelle: polyband)
[Kommentar]
„Gleich 3 DVDs!“ dachte ich in voller Vorfreude und packte das DigiPak in Papphüllen-Ummantelung hektisch aus, legte die erste DVD in den Test-Player und drückte auf der Fernbedienung herum. Erwartungsgemäß verflog die Freude über die Rezensionsexemplare angesichts erschreckender Bilder binnen Sekunden. Eines sei an dieser Stelle vorweg erwähnt: es handelt sich hier um harten Tobak, um echte Aufnahmen, nicht nachkoloriert, nicht nachbearbeitet. Sie sind so, wie sie dazumal aufgenommen wurden. Sie zeigen Bilder, die man eigentlich nicht sehen möchte. Hier gibt es keine heile Welt. „Die Farbe des Krieges“ überschreitet bereits innerhalb der ersten Minute eine bisher dagewesene Barriere. Dies hat große Folgen auf die emotionale Intensität der Bilder.
Der Fokus der Sendungen liegt eindeutig auf dem farbigen Ausgangsmaterial. Abgeleitet davon haben wir es auch mit einem etwas anderen Inhalt zu tun, als in den meisten bisherigen Dokumentationen, die in der Regel in Schwarzweiß daher kamen. Oftmals sind es Aufnahmen von Journalisten, Kriegsberichterstattern, Soldaten und Privatpersonen und anderen Zivilisten, die der Betrachter von „Die Farbe des Krieges“ zu Augen bekommt. Dieter Kronzucker als Sprecher aus dem Hintergrund hinterlässt einen guten Eindruck und seine Stimme passt zu dem, was er im Laufe der insgesamt 11 Sendungen von sich gibt. Doch auch er kann das gezeigte Grauen nicht schönen oder abschwächen.
Wer sich für geschichtliche Themen interessiert und Dokumentationen schätzt, der sollte sich auch diese 11 Sendungen auf keinen Fall entgehen lassen. Auch, wenn sie einen nicht gerade gut unterhalten, sondern eher düster und traurig stimmen. „Die Farbe des Krieges“ hat für mich am Ende maßgeblich ein großes Ziel erreicht: die Schrecken des Zweiten Weltkriegs in eine visuelle Deutlichkeit und zeitliche Frische gehievt, wie ich es nicht erwartet habe. All das, was ich bereits in monochromen Bildern sah gewann plötzlich an Stärke, bedrohlicher Nähe und ungemütlicher Beklemmnis. Die persönlichen Briefzitate und Ausschnitte aus Tagebüchern berühren und geben eindrucksvolle, zeitgenössische Eindrücke und politische Haltungen der Menschen wider.
[Technik]
„Die Farbe des Krieges“ muss technisch anders betrachtet und bewertet werden. Ein Vergleich zu heutigen TV- oder gar Kino-Werken hinkt gewaltig und wäre unfair. Schließlich bekommt der historisch interessierte Betrachter hier die Bilder zu Gesicht, die – aus einem qualitativen Blickwinkel – jeden Filmemacher abschrecken würden. Und das ist hier Konzept. Denn es sind echte, authentische Aufnahmen, nicht nachbearbeitet und nachkoloriert, die hier über die Mattscheibe flimmern. Sie bilden ab, was Menschen vor rund 70 Jahren sahen. Dabei beläuft sich das Seitenverhältnis verständlicherweise auf ein 4:3-Vollbild-Ratio (1.33:1). Zur Kontrastgebung, dem Detailgrad und der Kantenschärfe kann nur bedingt Stellung bezogen werden. Die Quellen sind zu unterschiedlich, als dass es einen gemeinschaftlichen Qualitätsstand gibt.
Der Ton kommt in solchen Werken gewöhnlich zu kurz. „Die Farbe des Krieges“ macht da keine Ausnahme und kann mit dem Dolby Digital 2.0-Transfer aus heutiger Sicht keinen Hund mehr hinterm Ofen hervorlocken. In seiner Zielsetzung jedoch überzeugt er. Es gibt englischen Originalton (Stimmen), überlagert durch eine deutsche Übersetzung, gesprochen von verschiedenen Menschen und begleitet durch meist zeitgenössische Musik. Immer dann, wenn keine persönlichen Schilderungen erklingen, setzt die Stimme Dieter Kronzuckers wieder ein und bringt die Sendung vorwärts. Schaut die Kamera ins Auge des Krieges, so wandelt sich die musikalische Begleitung und übernimmt den dramatischeren, tragischen Teil des Stimmungstransportes. Untertitel gibt es nicht.
[Fazit]
„Die Farbe des Krieges“ gehört meiner Meinung nach zu den wirkungsvollsten Dokumentationen seit längerer Zeit. Ich sah jüngst den Titel „Jonestown“ über den Sektenführer Jim Jones, auch diese Sendung beeindruckte mich durch ihre Bilder und Tonmitschnitte. Ein sehr ähnlicher Effekt holt den Betrachter hier ebenfalls ein. Und das auf einer Laufzeit von immerhin rund 550 Minuten, abgelegt auf drei einseitigen Dual-Layer-Discs (DVD Typ 9). Unterteilt in 11 Sendungen widmet sich jede Episode einem gewissen Schwerpunkt. Das beginnt über eine noch recht ungefährliche Berichterstattung über das Dritte Reich und endet im Horror des D-Day 19945. Die Menüs der drei Discs sind sehr zwecksgemäß gehalten und bieten keinerlei Schnörkel an. Die FSK liegt bei ab 16 Jahren und Erscheinungstermin war der 29. Februar. Preis: ca. 30,- Euro.
Andre Schnack, 26.02.2008
Film/Inhalt |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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