[Einleitung]
Von Oliver Stone erschien 2003 die Dokumentation „Comandante“, welche sich mit einem Interview zwischen Filmemacher Stone und Staatsoberhaupt Fidel Castro beschäftigt. Regisseur und Sprecher der englischen Originalfassung ist Oliver Stone. Haupt- und Nebenrollen gibt es nicht, lediglich Juanita Vera, die anwesende Dolmetscherin, sie an dieser Stelle noch genannt. universumfilm bringt uns aus dem DVD-Programm nun den Titel in die heimischen vier Wände. Wir konnten uns von Inhalt und Technik des Titels überzeugen und berichten.
[Inhalt]
In Filmen wie „Platoon“, „Geboren am 4. Juli“ und „JFK“ hat er bereits seine Finger in die Wunde der amerikanischen Politik gelegt und das gesellschaftliche Selbstverständnis der Amerikaner hinterfragt. In „Comandante“ trifft der Regisseur nun auf Fidel Castro. Er hat drei Tage Zeit, dem Mythos und der Politik dieses Mannes auf die Spur zu kommen. Im Verlauf des Gesprächs redet Castro freimütig über seine Jugend, seinen Aufstieg zur Macht und seine Einschätzungen zum gegenwärtigen Zustand seines Landes. Durch die private Gesprächsatmosphäre kommt auch der Privatmann Castro an die Oberfläche, der Sophia Loren verehrt, „Titanic“ nur auf Video gesehen hat und niemals Psychiater war, da er dafür einfach keine Zeit hatte. Oliver Stone verliert während der Gespräche aber nie die grundlegende Frage aus den Augen: Wie konnte der unbequeme Widersacher Castro der Supermacht USA über vier Jahrzehnte lang die Stirn bieten?
(Quelle: universumfilm)
[aartikel]B0008ENMVW:right[/aartikel][Kommentar]
Ich habe mich wirklich sehr auf dieses Werk gefreut. Und wenn Vorfreude ansetzt, dann schrauben sich automatisch meist zwangsläufig einhergehend damit die Erwartungen an das Objekt der Begierde in die Höhe. Sollten diese nicht erfüllt werden, fällt die Reaktion der Enttäuschung hoch aus. „Comandante“ konnte meine Erwartungen nicht vollends erfüllen, genauer gesagt fehlt es dem Film ein wenig an Drumherum. Dies kann man am direkten Vergleich mit ähnlichen Werken feststellen, hierzu bietet sich ein Vergleich zu Errol Morris‘ „The Fog Of War“ an. Auch dort wird ein prominentes Leben in Person zu den gemachten Erfahrungen, den daraus gelernten Lektionen und einigen unbequemen Themen interviewt. Vor der Kamera stand dort Robert S. McNamara, hier nun Fidel Castro. Beide Werke entstanden 2003 in den USA.
Das Cover der DVD will uns zeigen, dass wir – wie von vielen Dingen – nur einen Teil von Castros Geschichte kennen und uns meistens ungeachtet dessen ein Urteil erlauben. Ferner macht das Verpackungsdesign mit dem abgeschnittenen Foto, sozusagen den Wegfall der linken Partie des kubanischen Staatsoberhaupts, auch irgendwie neugierig. Insgesamt kann man „Comandante“ als gelungene Dokumentation bzw. interview-artige Fragestunde bezeichnen. Das Stone dabei die Kamera stets in Bewegung hält und man Castros Worte nicht so häufig durch den Ton-Overlay oder aber die Dolmetscherin wahrnimmt, stören dabei nur bedingt. Einem „The Fog Of War“ kann diese Sendung nicht das Wasser reichen. Und dies liegt nicht am Fehlen eines Music-Scores von Philip Glass, sondern auch an dem inhaltlichen Aufbau und der Aussage der Gespräche.
[Technik]
Wir sprechen über eine Dokumentation und der Schwerpunkt der Sendung liegt mit Sicherheit im Inhalt und nicht dessen technischer Präsentation. Denn letztere bietet aufgrund des Themas nicht gerade einen nährreichen Boden für Referenzleistungen. Viele Minuten der Laufzeit finden in geschlossenen Räumen statt, es gibt jedoch auch viele historische Aufnahmen. Und dort gibt es nicht gerade viele Momente in denen sich die visuelle Vorstellung im 4:3-Format mit dem genauen Bildverhältnis 1.66:1 Ruhm und Ehre einstreichen kann. Insgesamt geht die Ausleuchtung in Ordnung, ebenso vermögen die Kantenschärfe und der Detailreichtum durchgehend nicht zu enttäuschen. Ein zartes Rauschen wird wahrgenommen, stört jedoch den Spaß an der Sache nicht merklich. Kompressionsartefakte finden hier praktisch keinen Platz.
Tonal kommen Technik-Puristen hier nicht auf ihre Kosten. Es gibt deutsche oder aber spanisch/englische Sprache zu hören, beide Tonspuren wurden im Dolby Surround-Tonformat auf der DVD abgelegt. „Comandante“ gibt sich dialogstark, und da es sich überwiegend um einen durch zwei Menschen vor der Kamera vermittelten Inhalt handelt, gibt es verständlicherweise nur sehr wenig Hintergrundgeräusche und andere Ton-Einlagen zu vernehmen. Die Sprachausgabe ertönt klar und deutlich aus den Lautsprechern, ob nun eine Mehrkanalton-Anlage angeschlossen ist oder aber ein guter Fernseher mit seinen Stereo-Boxensets seinen Dienst verrichtet ist nahezu nebensächlich.
[Fazit]
Fidel Castro hat einiges zu sagen und antwortet auf die Fragen von Oliver Stone scheinbar unvorbereitet und dennoch inhaltlich präzise und intelligent. Die Sendung besitzt eine Laufzeit von rund 99 Minuten und beinhaltet viele Dinge, die man noch nicht als Allgemeinwissen bezeichnet, die es eventuell jedoch inhaltlich auch erst einmal zu verifizieren gilt. Zum Einsatz kam bei „Comandate“ eine einseitige Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9), die Altersfreigabe liegt bei angemessenen 12 Jahren. Ein jüngeres Publikum wird dieser Themenkomplex mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht wirklich interessieren. Die Disc erschien am 25. Juli zu einem Preis von rund 15,- Euro. Neben optionalen Untertiteln (in den Sprachen Englisch, Spanisch und Deutsch), einigen Texttafeln mit Bio- und Filmografien, einem historischen Glossar und insgesamt 4 Trailern gibt es keinerlei nennenswerte Extras auf der Disc vorzufinden. Die Navigation geht mangels Menge an Menüpunkten in Ordnung. universumfilm gelang mit „Comandante“ eine gelungene DVD.
Andre Schnack, 28.07.2005
Film/Inhalt |
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Bild |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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