Chodorkowskis neue Freiheit

Dokumentation

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[Einleitung]
Mit Dokumentarfilm „Chodorkowskis neue Freiheit“ führt Filmemacher Cyril Tuschi inhaltlich seine 2011 mit „Der Fall Chodorkowski“ begonnene Reise fort. Damals wie heute aufsehenerregend, da – natürlich aus westlicher Perspektive – geschildert wird, was hinter dem Vorgang ereignet haben könnte, um es vorsichtig zu formulieren. Mit „Chodorkowskis neue Freiheit“ machte Tuschi 2016 weiter und ich war froh den Titel im Streaming-Angebot von US-Konzern Netflix zu entdecken und schaute mir die Dokumentation, die nach der Entlassung Chodorkowskis entstand (2016), genauer an.

Inhalt
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis reflektiert Ex-Oligarch Michail Chodorkowski über seine neu entdeckte Freiheit und sein komplexes Verhältnis zu Wladimir Putin.
(Quelle: Netflix)

[Kommentar]
Mikhail Khodorkovsky – so wohl die internationale Schreibweise seines Namens, ist damit keine Überraschung gelungen, das er sich hier jenem Mann zu einem Interview bereit erklärt, der bereits schon einmal über ihn berichtete. Wollte er wohl auch nicht. Doch seine Bildschirm-Präsenz und Äußerungen geschehen auch nicht einfach so. Der Mann ist strategischer Denker, zeigt – wie Putin – kaum emotionale Züge, die ihm einen Nachteil verschaffen könnten und weiß wohl auch ziemlich genau wem er dort was und wie sagt.

Von daher empfand ich das zwar alles als sehr interessant, soweit jedoch auch wenig überraschend. Was habe ich auch erwartet. Doch immerhin werden hier einige Themen touchiert, die ich mir bislang anders dachte oder vorstellte. Außerdem ist gen Ende der Laufzeit, Chodorkowski noch auf der Couch, dann doch recht offen über sein komplexes Verhältnis zu Putin. Offensichtlich hat Putin seinen aufsteigenden politischen Kontrahenten direkt mit dessen Enteignung und Inhaftierung mundtot und gefahrlos gemacht. Doch in diesem politischen Spiel, so Chodorkowski, gelten eben andere Spielregeln. …

[Technik]
Der in einem 16:9-Ratio abgefasste High Definition 1080p-Transfer hinterlässt einen aktuellen und frischen Eindruck, was sich die gesamte Laufzeit hinweg auch hält. Wie erfreulich, das sich dazu auch noch eine authentische Farbgebung und Kontrastzeichnung ergibt und wir alles in allem einem sehr soliden, fehlerfreien Transfer erleben können. Aufnahmen aus dem russischen TV oder aber von Pressemitteilungen, die sich mit der Enteignung Yukos’ befassten, sind nicht derart gut anzuschauen, wie die aktuelleren Bilder, keine Frage. Dennoch ist das hier alles dem Format, Medien und Inhalt angemessen.

Tontechnisch sind es hier vor allem der deutschsprachige und ausschließlich deutsche Soundtrack, der im Overlay-Verfahren abgespielt wird. So erkennen wir zwar deutlich die englische Sprache ehemaliger Weggefährten Chodorkowskis, allerdings kann man auf keinen englischen Ton umschalten. Untertitel wahlweise ebenfalls ausschließlich in deutschen Lettern. Etwas schade, da ich den Originalton als interessant hier empfunden hätte, eben gerade weil einige Menschen hier statt russisch auch englisch reden. Tontechnisch und in Sachen der Wiedergabegüte kann ich nicht viel berichten. Unspektakulär und ordentlich.

[Fazit]
Mit rund 89 Minuten Laufzeit spendet uns der Titel nicht ganz so viele neue Informationen. Was ganz einfach daran liegen mag, das nach wie vor eine ganze Menge hinter dem Vorhang geschieht, was eben auch dort verbleiben soll. Man kann Herrn Chodorkowski nicht ansehen, was sein Denken ist und wohin der nächste Schritt wohl gehen mag. Wie dem auch sei, hier neigt es sich dem Ende nach rund anderthalb Stunden Laufzeit, die durchaus angenehm zu verkonsumieren sind. Der Titel aus 2016 erhielt eine Altersfreigabe gemäß §14 JuSchG von ab 12 Jahren. Wer etwas nah am Thema ist, dem kann ich Cyril Tuschis’ zweiten Streich empfehlen.

Andre Schnack, 27.09.2022

Film/Inhalt:★★★★☆☆ 
Bild:★★★★☆☆ 
Ton:★★★☆☆☆ 
Extras/Ausstattung:★★☆☆☆☆ 
Preis-Leistung★★★☆☆☆ 

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