[Einleitung]
Wenn ich erneut an dieser Stelle schreiben würde, dass sich Anime-Produktionen aus fernöstlichen Ländern zum Gourmet-Genuss des Heimkinos entwickelten, dann würde ich mich wahrscheinlich zum x-ten Male wiederholen. Doch so ist es. Und aus der eingeschworenen Fangemeinde wächst allmählich ein Massenphänomen, auch auf DVD. Mit „Appleseed“ von Regisseur Shinji Aramaki erschien 2004 ein Remake des gleichnamigen Anime von 1988, welches dazumal unter der Regie von Kazuyoshi Katayama entstand. Beide Filme basieren auf der Comic-Vorlage von Shirow Masamune. Universumfilm bringt eine normale DVD- und eine Deluxe-Fassung des Titels auf den Markt. Wir konnten das zwei DVDs umfassende Set begutachten und berichten über unsere Erfahrungen.
[Inhalt]
Wir schreiben das Jahr 2131: Die Elite-Kriegerin Deunan kämpft in den Ruinen einer vom Krieg verwüsteten Erde ums Überleben. Eines Tages wird sie in die Metropole Olympus verschleppt, wo sie sich in einer scheinbar idealen Gesellschaft wieder findet. Menschen und Bioroids, genetisch veränderte Klone, leben friedlich zusammen. Hier begegnet sie ihrem früheren Freund Briareos, dessen Körper nach einem Unfall durch Roboterteile ersetzt wurde. Von der freundlichen Hitomi in die Abläufe in Olympus eingeweiht, bleibt Deunan skeptisch, ob die ausgeklügelte Gesellschaftsform aus Menschen und „perfekten“ Bioroids tatsächlich funktioniert. Haben die sieben Ältesten, die mit dem Supercomputer „GAIA“ die Stadt regieren, wirklich so edle Absichten? Was plant der Militärführer Uranus, dem die Bioroids seit langem ein Dorn im Auge sind? Und welche Rolle spielt Briareos, der Deunan seit ihrem Wiedersehen kalt und abweisend behandelt? Der jungen Kriegerin wird klar, dass ihr nicht viel Zeit bleibt, um den drohenden Bürgerkrieg und damit den Untergang der letzten Metropole der Menschheit zu verhindern…
(Quelle: universumfilm)
[aartikel]B000BSNH9C:right[/aartikel][Kommentar]
Von der ersten Minute an actiongeladen, schnell und spannend – das ist „Appleseed“. Fern ab von inhaltlichen Aspekten gibt sich „Appleseed“ vor allem hochmodern in der Gestaltung. Sehr aufwendige und gelungene 3D-Animationen hinterlassen einen bleibenden Eindruck, wie ich ihn seit „Ghost In The Shell“ nicht mehr erlebte. Die Kombination aus 2D- und 3D-Technik verleiht dem Film eine sehr eigene und unheimlich dichte Stimmung. Die Wirkung der gezeichneten und nachbearbeiteten Charaktere in ihrer aus dem Computer stammenden Umgebung macht sich wahnsinnig gut. Es gibt keinerlei Übergangsverluste oder Schwierigkeiten bei der Zusammensetzung dieser unterschiedlichen Animations-Techniken. Ganz im Gegenteil, immer wieder reflektiert die unmittelbare Umgebung auf den Figuren, Licht und Schatten spielen ihr Spiel – einfach schön anzusehen. Bekannte Sprecher übernahmen in dieser deutschen Synchronisation die wichtigsten Rollen, was dem Angesicht des Films sehr gut steht und für eine angenehme und verständliche Wiedergabe spricht.
Soviel zur Optik und Sprache. Doch auch die Akustik kann sich wirklich hören lassen. Ein technoider, elektronischer Soundtrack begleitet das oftmals rasante Geschehen adäquat. Er nimmt in den Szenen – reich an Action – gewaltig an Tempo zu, ohne sich dabei zu weit von den visuellen Geschehnissen zu entfernen. Immer wieder folgen besinnliche Momente und der Music-Score sorgt für sorgfältige Untermalung und schürt somit adäquat die Atmosphäre von „Appleseed“. Es steht eine recht einfache Geschichte einer komplexen Thematik im Mittelpunkt des Films. Nicht immer einfach zu durchschauen und nicht immer einfach zu kombinieren, die Verläufe dieser Geschichte, die sich in ihrem weiteren Fortgang immer weiter verdichtet und von der intensiven Atmosphäre schöpft. Letztlich geht’s um die Menschen, und wie sie lernen und lernen, sich weiter entwickeln und doch immer wieder in gigantischen kriegerischen Auseinandersetzungen das Töten „zelebrieren“ und unmenschlich vorgehen. Und das wiederum stimmt ja auch irgendwie – beängstigend.
[Technik]
„Appleseed“ kommt in einem erstaunlich hochwertigen Bild daher. Die Qualität wirkt teils überragend, wenn sie leider jedoch – wenngleich knapp – die Referenzwertung verfehlt. Der gesamte 1.77:1-Transfer wirkt durchgehend sehr klar und sauber in seiner Wiedergabe. Die anamorphe Abtastung macht sich bei der guten Kantenschärfe positiv bemerkbar. Auch der Grad an Bilddetails gefällt gut und verdient sich eine gute Wertung. Als sehr angenehm kann die harmonische Wirkung des Geschehens bezeichnet werden, denn trotz wirklich satter Farbgebung und einem starken Kontrast verliert die Harmonie weder an Bedeutung, noch an Effekt. Durch die gesunde Ausstrahlung und die klare Sauberkeit des Transfers gewinnt der Film an Wirkung und Wertigkeit. Bei richtig schnellen Bewegungsabläufen registrieren wir stellenweise einen leichten Nachzieheffekt, der aber nur das verwöhnte Auge eines Technik-Puristen im geringen Maße zu stören vermag. „Appleseed“ gelingt technisch die Kombination aus 2D-Figuren in einer computergenerierten 3D-Welt.
„Appleseed“ gewinnt einen ebenfalls sehr hohen Anteil seiner Wirkung vom nahezu exzellenten Ton. Es ist wahrlich eine Freude den Dolby Digital 5.1-Soundtracks zu lauschen. Es gibt die Sprachfassungen Deutsch, Englisch und Japanisch auf der DVD vorzufinden. Optional können dem Ton deutsche Untertitel hinzugeschaltet werden. Wer einen lebhaften Ton sucht, der sich über das komplette Lautsprecher-Set erstreckt und das Heimkino mit einer wahrlich spürbaren Räumlichkeit füllt, der befindet sich hier genau an der richtigen Adresse. Immer wieder werden die Lautsprecher in den actiongeladenen Momenten richtig gut ausgenutzt, hochdynamisch inszeniert prahlt „Appleseed“ nahezu mit einer beeindruckenden Räumlichkeit. Sogar der Bass macht sich breit und versorgt den restlichen Ton mit einer wahrnehmbaren Tiefe.
[Fazit]
Absolut sauber und meist ausgesprochen plastisch hinterlässt der Transfer von „Appleseed“ einen wirklich guten Eindruck. Der Ton schürt die Stimmung und entführt den Betrachter in eine facettenreiche Surround-Welt. Die 105 Minuten Laufzeit vergehen wie im Fluge und unterhalten zudem auf einem ausreichend anspruchsvollen und hintergründigen Film für Erwachsene. „Appleseed“ bietet nicht nur ein äußerlich ansehnliches Erscheinungsbild, sondern verweist auch im Menü-Design Zweifler in ihre Schranken. Ohne viel Innovationskraft wirkt das Menü-Design eine solide Struktur und eine Bedienbarkeit auf. Im folgenden die Bonusmaterialien:
* Audiokommentar (Originalton mit Untertiteln)
* Verschiedene Trailer (9)
* Dokumentation: „Die Entstehung eines 3D Live Anime“ (36 Min.)
* Design Archive (5 Sequenzen)
* Informationen zum Film (auf Texttafeln)
* Dive for you“ Musik Video
* Bildergalerien (2)
* Music Cues mit Filmszenen (11 Szenen-Anwahlen)
* Staff Profiles
* 8-seitiges Booklet
* Internationale Appleseed Trailer (3)
Anzahl und Laufzeit halten sich für ein echtes Deluxe 2-DVD Set ein wenig zu sehr zurück. Die 80 Minuten hören sich leider ein wenig mehr an, als es sich angefühlt wird. Dennoch kann das Material an sich gefallen und inhaltlich in die Hintergründe des Films einweihen. Auch wir ein wenig über die technische Entstehung von „Appleseed“ abgehandelt. Die Altersfreigabe für den Film und diese DVD-Erscheinung liegt bei ab 12 Jahren. Es kamen zwei einseitige Dual-Layer-Discs (DVD Typ 9) zum Einsatz. Erscheinungstermin war der 12. Dezember. Der Preis liegt bei rund 20,- Euro und sollte niemanden von dieser technisch wunderbar umgesetzten, gelungenen Geschichte auf einer sehr guten DVD zurückschrecken lassen. Es lohnt sich einfach „Appleseed“ zu kennen und zu haben.
Andre Schnack, 29.12.2005
Film/Inhalt |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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