[Einleitung]
Als großer Freund politischer Diskussionen schätze ich auch Dokumentationssendungen, die sich mit besonderen politischen Gegebenheiten und Situationen auseinander setzen. So gehört beispielsweise der US-amerikanische Titel „The Fog of War“ zu meinen Favoriten. Mit dem Titel „Der Fall Chodorkowski“ schauen wir uns ein Werk an, das sich maßgeblich mit einer Person beschäftigt: Mikhail Chodorkowski, ehemals Öl-Magnat, Chef der russischen Firma YUKOS und einst reichster Mann der Welt unter 40 Lebensjahren. Heute befindet sich Mikhail Chodorkowski in einer Strafanstalt – irgendwo in Sibirien. Russlands Geschichte der letzten Jahrzehnte ist auch seine Geschichte. Regisseur und verantwortlich für den Film ist Cyril Tuschi, dessen Werk 2011 im Rahmen der Berlinale erstmals gezeigt wurde. Wir konnten uns dem iTunes-Download widmen.
[Inhalt]
Mikhail Chodorkowski war einer der größten Oligarchen Russlands. Sein Öl- und Bankenimperium wuchs unaufhaltsam, die Beziehungen zu Wirtschaft und Politik waren ausgezeichnet. Doch dann stellte sich Putin im Jahr 2003 gegen ihn und erklärte ihn zum Staatsfeind Nr. 1. Chodorkowski wurde in ein sibirisches Gefängnis gebracht und mehrerer Vergehen beschuldigt. Auf seine Freilassung wartet er bis heute. Cyril Tuschis Dokumentarfilm nähert sich geschickt der Frage, wie es zu dem Auf- und Abstieg Chodorkowskis kommen konnte. Dabei werden Wegbegleiter, Familie, Freunde und Gegner gleichermaßen befragt.
Tuschi nutzt vorhandenes Bildmaterial und Fernsehberichte ebenso wie eigene animierte Sequenzen, die das komplexe Bild der dokumentierten Person komplettieren. Gleichzeitig erhält der Zuschauer einen Einblick in die Vorgänge des russischen Wirtschaftsapparats, der durchzogen ist von Manipulation und Korruption. Im Zentrum aber stehen immer Chodorkowski, seine Ansichten und Ideen. Ein faszinierendes und bis ins kleinste Detail recherchiertes Porträt einer charismatischen und ambivalenten Persönlichkeit.
(Quelle: Lighthouse Home Entertainment)
[aartikel]B006O9PTQG:left[/aartikel][Kommentar]
Ohne Zweifel mit Sicherheit ein mutiges Werk, welches Cyril Tuschi hier fertigte. Und ein gutes Werk dazu. Wenn man sich so gar nicht mit der Weltgeschichte auseinandersetzt und kein Interesse an historischen Informationen hegt, dann wird einem diese Dokumentation nicht umhauen. Alle anderen hingegen dürfen begeistert sein. Wer Hintergrundwissen mitbringt, der kann sich viele zusätzliche Zusammenhänge im Kopf erarbeiten und wird seinen Spaß daran finden, sich seine Sicht auf Basis der vorliegenden Informationen zu bilden. „Der Fall Chodorkowski“ begeistert dahingehend, dass weltpolitische Zusammenhänge immer wieder mit den Positionen russischer Politik zusammengebracht werden.
Beeindruckend sowie beängstigend zugleich. Fehlende Transparenz dem eigenen Volk gegenüber, eine extrem dünne, superreiche Oberschicht, welche den Einfluss auf alle relevanten Funktionen im Staats- sowie Wirtschaftsapparat kontrolliert. Und dann auch noch der Umstand, dass man davon ausgehen kann, dass der starke Mann Russlands es sich bestimmt privat nicht schlecht ergehen lässt. Das wiederum ist nur schwer vereinbar mit dem sozialistischen Hintergrund des politisch stark autoritärer und totalitärer Politik geprägten Landes. Politische Gegner werden hart angefasst, das wird allem Anschein nach auch wohl noch so bleiben… Ein gutes Stilmittel hier: Interviews bis zum Ende, sogar dann noch einige Sekunden, die der Gegenüber schon denkt, es ist beendet.
[Technik]
Wir erhalten hier einen anamorphen Breitbild-Transfer im Format 2.35:1 vor den Augen. Der Titel weist eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen auf, einige sind davon neuer, viele allerdings auch älter. So variiert verständlicherweise die Qualität auch entsprechend, müssten wir über einen Mittelwert befinden, so wäre er wohl auch im Mittelfeld einer 0 bis 10er Skala. Wie kann es anders sein, auch die weiteren Kennzahlen sehen eher mager aus, eben aus den selbigen Gründen. Wir halten fest, dass die Kompression sauber arbeitet und wir insgesamt mit diesen wahrhaftig realistisch sowie naturalistisch wirkenden Bildern sehr zufrieden.
Die Sendung hat ihre Schwerpunkten in den Bereichen Politik, Historie/Geschichte aufzuweisen. Etwas Real-Politik-Thriller Charme versprüht die Zusammenstellung von Informationen rund um das Thema Chodorkowski ebenfalls noch. All das geschieht im Mehrkanaltonformat Dolby Digital 5.1 in deutscher Sprache. Untertitel gibt es dann, wenn kein Deutsch gesprochen wird, was durchaus hin und wieder geschieht. Musikalisch gestaltet sich der Aufbau und Ablauf ebenfalls als als recht unspektakulär. Es kommt allerdings auch viel mehr auf die
[Fazit]
In den jüngsten Tagen besuchte Wladimir Putin Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die politischen Beziehungen sind ein wenig kühl für diese enge Nachbarschaft – und die auch zwischen beiden Seiten bestehenden Abhängigkeiten. 126 Minuten Laufzeit werden hier geboten, mehr gibt es allerdings nicht an inhaltlichen Leistungen, die den Bereich der Ausstattung ergänzen und die Erscheinung des iTunes Download-Titels aufwerten würden. Schade. Technisch gesehen geht das Aufgebot grad so in Ordnung. Am Ende bleibt ein inhaltlich recht verschwommenes Bild. Wer hier nun Recht – im üblichen Sinne – hat oder aber wahrhaftig spricht, ist nicht abzusehen. Dieser Download-Titel hingegen (ab 12 Jahren lt. FSK) ist seit dem 25. Mai im Handel erhältlich.
Andre Schnack, 12.06.2012
Film/Inhalt |
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Bild |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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