[Einleitung]
Als ehemaliger Kunst-Student war ich sehr interessiert an dem Titel „Michelangelo Superstar – Ein Querkopf mit magischen Händen“ (Originaltitel: Michelangelo Superstar) aus dem Programm der universumfilm. Immerhin geht es um eines der größten Multitalente der Kunstgeschichte, keinem weniger als Michelangelo Buonarroti. Seine Arbeiten waren einflussreich und er gehört zu den Künstlern, die bereits zu Lebzeiten sehr erfolgreich waren. Nicht nur deshalb gelang es ihm sein kulturelles Erbe nachhaltig zu forcieren und die Kunstwelt zu einem nicht unwesentlichen Teil mitzubestimmen. Wir konnten die DVD-Fassung der Dokumentation genauer beäugen und berichten über die technischen und inhaltlichen Qualitäten. Diese Sendung entstand unter der Regie von Wolfgang Ebert und Martin Papirowski.
[Inhalt]
Michelangelo Buonarroti (1475 – 1564) hinterließ der Nachwelt ein gewaltiges künstlerisches Erbe. Der Begnadete war nicht nur einer der größten Bildhauer, sondern auch einer der größten Maler und Architekten aller Zeiten. Und er gilt als der erste Superstar seiner Zunft. Einem solchen Kunstberserker, der 75 Jahre seines fast 90-jährigen Lebens tätig war, in einem Filmporträt gerecht zu werden, macht die Beschränkung auf einen Teil seines Schaffens unumgänglich.
Im Zentrum des Films stehen der widersprüchliche Mensch mit der ganzen Bandbreite seiner Leidenschaften und seine Vision von der Erschaffung der Welt. Wie hat der Ausnahmekünstler das Wunder in der Sixtinischen Kapelle geschaffen, wie fertigte er die berühmteste Skulptur der Kunstgeschichte, den David, den Jahr für Jahr erneut Millionen Bewunderer zum „Mister Universum“ küren? Der titanische Arbeitsprozess in der Kapelle der Päpste und die Entstehungsgeschichte des Marmorhelden bilden den roten Faden des Films. Daran knüpfen sich im Wechsel Szenen und Schauplätze, die dem Zuschauer nicht nur überraschende Einblicke in Leben und Leiden Michelangelos vermitteln, sondern auch in seine Zeit, die Epoche der Renaissance.
„Michelangelo Superstar“ ist ein optisch und emotional bewegender 60-Minuten Dokumentarfilm, der ohne die rasante technische Entwicklung der letzten Jahre, ohne opulente 3D-Animationen, ohne die symbiotische Verbindung virtueller und realer Bilder nicht realisierbar gewesen wäre. So zeitlos wie Michelangelos Werk, so zeitlos bleibt – in begrenztem Rahmen – auch ein Filmporträt über den besessenen Querkopf mit magischen Händen.
(Quelle: universumfilm)
[aartikel]B000GFRBT2:right[/aartikel][Kommentar]
universumfilm bringt nach und nach zahlreiche Dokumentationen auf den deutschen DVD-Markt, darunter viele ZDF-Sendungen. Immer wieder wird dabei klar, dass universumfilm neben aktuellen auch bereits ältere Titel auf das neue Video-Medium bannt. Mit „Michelangelo Superstar“ belegt universumfilm nun auch das Genre der Kunst-Dokumentationen und das mit Stil und Karat. Die Sendung entführt uns in die Welt eines Künstlers, der unvergessen sein wird und der sich aufgrund seiner Kunst unsterblich gemacht hat. Doch es war nicht immer ein schönes Leben, dass der sehr hart arbeitende Künstler dort hegte. Oftmals war er durch Krankheiten gezeichnet – ließ sich jedoch nicht von seiner Arbeit abhalten. Ständigem Druck von Auftraggebern, der Konkurrenz und den eigenen Ansprüchen ausgesetzt war er im Stande wunderbare Fresken und bildhauerische Leistungen zu vollbringen. Diese Besessenheit und der ständige Drang nach großen und einzigartigen Leistungen ließen das Genie niemals zur Ruhe kommen.
Michelangelo lernte von der Pike auf, und das entgegen dem Willen seines Vaters. Vom Setzieren von Leichen, den ersten Studien bis hin zu den wahnsinnigen Fresken der Sixtinischen Kappelle, welche binnen jahrelanger Arbeit über Kopf auf mehreren Hundert Quadratmetern durchgeführt wurde – Michelangelo gehörte zu den ganz Großen seiner Zeit und generell unter den schaffenden Künstlern. Mit 29 Jahren schuf er den David, ein Freiheitssymbol für die Republik Florenz. Eine Marmo-Figur in damals unglaublicher Detailverliebtheit, geschlagen aus einem Stück Marmor, so schwer wie ein Kleinwagen. Anschließend im Auftrage des Papstes entstanden die Renaissance-Werke an den Decken der Sixtinischen Kapelle, 1512 fertig gestellt und bis heute unverstellbare Werke mit Weltwunder-Charakter. Was dabei vom Großmeister selbst gemalt wurde, und was seine Lehrlinge der Werkstatt ausrichteten bleibt dabei diffus.
„Michelangelo Superstar“ erscheint in Form einer rund 60 Minuten langen Dokumentation. Nachgestellte Szenen, Aufnahmen von Museen und den zumeist restaurierten Werken, einige Skizzen und Aufnahmen von unfertigen Büsten schmücken die Bilder dieser Sendung ungleich und faszinierend zugleich. Der Sprecher, eine alternde Männerstimme, gefällt und wirkt sympathisch zugleich. Immer wieder werden durch die Kombination aus wunderbaren Bildern und der sehr informativen Sprecher-Begleitung wunderbare Bilder aus vergangenen Tagen geformt. Dabei spielt auch die Gefühlswelt des nahezu zerrütteten Schöpfers eine thematisierte Rolle. Es endete mit der architektonischen Super-Leistung: dem Bau des Petersdoms in Rom, über den berichtet wird. Einem Mann, einem Künstler, der so vielseitig und hochwertig von idealen Proportionen der Bildhauerei über die Malerei unvergleichbarer Fresken bis hin zur Architektur gigantischer Bauwerke sein Schaffen beschrieb, fehlt es an Vergleich.
[Technik]
„Michelangelo Superstar“ erscheint im Bildformat 1.78:1 und wurde anamorph auf der DVD abgelegt. Die fürs TV-Programm produzierte Sendung hält sich an den Qualitätsstandard seines Sujets und erweist sich als hochwertige Dokumentation auf technisch gutem Niveau. So kommt der Transfer zwar mit verschiedenen Quellen daher, leistet sich auf der anderen Seite jedoch keinerlei Aussetzer und kombiniert nachgestellte Aufnahmen gekonnt mit Archivmaterialien von großen Kunstobjekten oder den Aufnahmen von Original-Lokalitäten aus Florenz, etc. Die Farbgebung und der Kontrast leisten sich ebenfalls praktisch kaum Schwächen und zeigen, dass eine TV-Produktion sehr hochwertig und harmonisch wirken kann. Dank der anamorphen Abtastung gelingt eine detailreiche und saubere Abtastung, was dem Abbildungsgrad gut tut. Kompressionsartefakte oder andere Störungen treten nicht auf.
Der Ton der Sendung nimmt eine untergeordnete Rolle ein und konzentriert sich auf das Wesentliche. Dies setzt sich zusammen aus etwas Umgebungsgeräusche, musikalischer Begleitung und allen voran der Sprachausgabe des Sprechers und der Protagonisten der teils nachgestellten Szenen. Dabei hielt man sich an eine deutschsprachige Dolby Stereo-Tonspur, die ohne Verrauschungen oder andere Nebenwirkungen aus der Lautsprecher-Front ertönt. Untertitel konnten wir auf der Disc nicht ausfindig machen.
[Fazit]
Auch mit „Michelangelo Superstar“ bestätigen universumfilm und ZDF Video erneut ihre Größe zur Produktion gelungener DVDs. Gelungen deshalb, da neben der technischen Leistung vor allem der inhaltliche Aspekt eine gute Note erhält. Auf einer Laufzeit von rund 60 Minuten bringt die Dokumentations-Sendung dem Betrachter das schöpferische Werk eines großen Künstlers näher. Dabei spielt es keine große Rolle, ob man sich zuvor bereits für dieses Thema interessiert hat. Ein wenig Aufgeschlossenheit reicht aus, damit die Sendung einen Einstieg schafft und den Betrachter für sich gewinnen kann. Abgelegt wurde der Inhalt auf einer einseitigen Single-Layer-Disc (DVD Typ 5), das einfach gehaltene Menü gibt sich einfach zu bedienen und wartet neben dem ab 12 Jahren freigegebenen Hauptprogramm lediglich noch mit einer Trailershow, bestehend aus 4 Vorschauen, auf. Erscheinungstermin: 7. August.
Andre Schnack, 24.07.2006
Film/Inhalt |
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