[Einleitung]
Mit der Überschrift „Der fulminante Abschluss der großen italienischen Trilogie.“ frohlockt der Vertrieb von polyband, denn hier erscheint die dritte Staffel einer TV-Serie über die politischen Entwicklungen Italiens in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. „1994 – Willkommen in der zweiten Republik“ ist mithin die Fortsetzung von „1993 – Jede Revolution hat ihren Preis“ und diese wiederum schloß an „1992 – Die Zukunft ist noch nicht geschrieben“ an. Ich konnte mir ein genaueres Bild der italienisch-deutschen Koproduktion machen, die in den führenden Figuren Stefano Accorsi, Guido Caprino, Miriam Leone, Paolo Mazzarelli, Vito Facciolla und weiteren besetzt ist.
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„1994 – Willkommen in der zweiten Republik“ ist der als solches bezeichnete Abschluss einer sehr erfolgreichen TV-Serie, der auch hierzulande viel positives Presse-Echo widerfuhr. Drehte sich die erste Staffel (1992 – Die Zukunft ist noch nicht geschrieben) noch um die hoffnungsverheissende Situation während der Zerschlagung der sogenannten Ersten Republik, so widmete sich Staffel 2 (1993 – Jede Revolution hat ihren Preis) mehr den Hintergründen des Enimont-Prozesses, der damaligen Mafia sowie dem Aufstieg des Politikers Berlusconi, was sozusagen chronologisch an die hintergründigen Ereignisse von Staffel 1 anknüpfte.
In dieser dritten sowie letzten Staffel (1994 – Willkommen in der zweiten Republik) geht es weiter um das, was auch aus heutiger Sicht als Nährboden dessen bezeichnet werden kann, was wir an Populismus und politischen Strömungen in Italien, jedoch auch in ganz Europa, zu beklagen haben. Politisches Gehabe, Geschacher, Intrigen und Machtkämpfe sind der Fokus? Für’s Volk? Ach quatsch, für sich selbst, denn man selbst steht schließlich im Mittelpunkt seines eigenen Lebens, oder etwa nicht? Diese polemischen Fragen stellen im wesentlichen die charakteristischen Züge der handelnden Figuren dar. Schauspielerisch und handwerklich gelungen inszeniert. Keine Frage.
Die sich auftuende Schwierigkeit mit dem Thema: vielleicht ertappt man sich selbst dabei Sympathie für eine oder gar mehrere der wenig gut gesonnenen Figuren zu empfinden oder gar im Kopf genau so gehandelt zu haben, wenn man selbst in dieser Rolle gesteckt hätte. Dies ist künstlerisch und erzählerisch als Lob zu verstehen. Doch allesamt gesponnenen Episoden haftet nahezu gleichermaßen der weniger lobenswerte Charme der konstruierten Darstellung an. Für jene unter uns, die mit politischer Bildung aus Italien weniger am Hut haben, könnte es zu verwirrend, gar zusammenhanglos wirken, was hier abläuft.
[Technik]
Technisch betrachtet ist das hier alles kein sonderlich großer Wurf. Handfest umgesetzt, solide und ohne nennenswerte Makel präsentiert sich die visuelle Darbietung von „1994“ im anamorph abgefassten Breitbildformat mit einem Seitenverhältnis von 2.35:1. Alle Aufnahmen haben eine ausreichend hohe Bildruhe und gewinnen durch die gar schon frohen Farbgebungen, die auf die facettenreichen korrupten Figuren passen. „Willkommen in der zweiten Republik“ hat keine Rauschen oder großartige Verunreinigungen zu beklagen, doch ist das gesamte optische Geschehen auch eher ruhiger Natur. Hektische Momente oder gar üble Ausleuchtungen tun dem Geschehen keinen Abbruch, da sie kaum auftreten. Die Kompression versteht ihr Handwerk ebenfalls.
Erwartungsgemäß erleben wir diese TV-Serie im deutschsprachigen Synchron- oder aber italienischen Original-Ton. Beim eingesetzten Format, technisch betrachtet, handelt es sich um das Dolby Digital 5.1-Verfahren. Die Sprachausgabe, unabhängig ihrer Landesfassung, erklingt stets deutlich und verständlich aus der Mitte des ausgespielten Sounds in gelungener Güte. Bei der Beurteilung der Hintergrundgeräusche hinterlässt der Ton einen ausreichend weiten und klaren Eindruck, was ebenfalls zu einer ordentlichen und im Mittelfeld anzusiedelnden Einstufung führt. Rauschen oder andere Verunreinigungen treten nicht auf. Untertitel konnte ich auf den Datenträgern nicht ausmachen.
[Fazit]
„1994 – Willkommen in der zweiten Republik“ zeigt uns, wie Menschen in der Politik sind. Das es dabei nicht zwangsläufig um die Umsetzung hehrer Ziele geht, die auch dem Volke dienlich sind, ist nichts neues. Doch der Filz, die populistischen Züge und die hier gezeigte Darstellung lassen uns zuweilen daran zweifeln, ob eine faire Politik fürs Volk, vorbei an den eigenen Interessen, überhaupt in den heutigen Systemen möglich erscheint. Wie dem auch sei, die Serie geht erstaunlich neutral und ohne politische Meinungsbildung vor. Die Laufzeit der hier aufgetanen Staffel 3 bemisst sich auf rund 390 Minuten, also achtmal rund 49 Zähler. Die Altersfreigabe liegt bei ab 16 Jahren und die Veröffentlichung erfolgte am 24. April. Drei DVDs, allerdings keine Extras.
Andre Schnack, 19.05.2020
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